Donnerstag, 2. Dezember 2010

[ #glaziologie ] Silvretta-Gletscher machte 2007 weiter auf schlank: Wieder um 1,3 Meter dünner!

Weltweit schmelzen die Gletscher in hohem Tempo weiter. Wie die Zahlen des World Glacier Monitoring Service an der Universität Zürich für das Jahr 2007 zeigen, ist die Eisdicke der Gletscher um durchschnittlich 67 Zentimeter Wasseräquivalent (w.e.) dünner geworden. In den Alpen haben einzelne Gletscher bis 2.5 Meter w.e. an Dicke verloren. Der Silvretta-Gletscher schmilzt dahin: 2006 ist er um 1273 mm auch 2007 um weitere 1254 mm dünner geworden.

Gletscherlehrpfad macht den Klimawandel erlebbar. Die Folgen der Klimaerwärmung, Rückgang der langfristigen Wasserreserven - Massenverlust des Gletschers, Auftauen des Permafrostes usw. sind im Gelände sicht- und erlebbar und auf den Informationstafeln thematisiert. Die Betrachter erhalten Denkanstösse was sie persönlich zur Reduktion von klimabelastenden Schadstoffen beitragen können. Glaziologie, Alpinismus, Gefahren der Gletscher, Nutzung der Landschaft, alte Saumwege etc. sind weitere Themen der Infotafeln. Die Tafeln sind auf dem rund 4 Kilometer langen Rundweg so verteilt und an Felsblöcke montiert, dass sie nicht stören oder dominant auf die Umgebung wirken. Ein Rundgang auf dem Gletscherlehrpfad, ein einfach begehbarer Bergweg, dauert von der Silvrettahütte aus rund 2 Stunden. Für den Aufstieg von der ab Klosters mit dem Taxi erreichbaren Alp Sardasca zur Silvrettahütte (2341 m) rechnet man ebenfalls mit einer Wanderzeit von 2 Stunden.

Glaziologie. Die neusten, noch vorläufigen Daten von insgesamt mehr als 80 Gletschern bestätigen den globalen Trend der Eisschmelze seit 1980. In diesem Zeitraum haben die Gletscher mit Langzeitmessreihen (30 Gletscher in 9 Gebirgsregionen) durchschnittlich mehr als 11 Meter w.e. an Dicke verloren. Zwischen 1980 und 1999 ist deren Eis durchschnittlich um knapp 30 Zentimeter w.e. pro Jahr geschmolzen. Seit 2000 ist dieser Wert auf rund 70 Zentimeter w.e. pro Jahr angestiegen.

Michael Zemp, Glaziologe und Mitarbeiter des WGMS, erklärt: "Der durchschnittliche Eisverlust im Jahr 2007 war nicht so extrem wie im Jahr 2006, aber es gibt grosse Unterschiede zwischen den Berggebieten. Gletscher in den europäischen Alpen haben bis zu 2.5 Meter Wasseräquivalent Eis verloren, während die Eisdicke von maritimen Gletschern in Skandinavien um einen Meter zugenommen hat. Trotzdem ist 2007 jetzt das sechste Jahr dieses Jahrhunderts, in dem der durchschnittliche Eisverlust der Gletscher mit langen Messreihen einen halben Meter übersteigt. Damit hat sich die Schmelzrate der 1980er- und 1990er-Jahren mehr als verdoppelt."

Für das Beobachtungsjahr 2007 wurden in den europäischen Alpen dramatische Eisverluste registriert so zum Beispiel am Hintereisferner (-1.8 Meter w.e.) oder Sonnblickkess (-2.2 Meter w.e.) in Österreich, am Sarennes (-2.5 Meter w.e.) in Frankreich oder Carèser (-2.8 Meter w.e.) in Italien. Auch in der Schweiz wurden Eisverluste von mehr als einem Meter gemeldet, so am Silvretta (-1.3 Meter w.e.) und am Gries (-1.7 Meter w.e.). In Norwegen konnten einige küstennahe Gletscher Eis zulegen so z.B. der Nigardsbreen (+1.0 Meter w.e.) oder der Ålfotbreen (+1.3 Meter w.e.) während die Inland-Gletscher wie der Hellstugubreen oder Gråsubreen weiter schmolzen (beide -0.7 Meter w.e.).

LINKs:
Preliminary mass balance data for 2006 and 2007
Silvrettagletscher - Wikipedia
Silvretta-Hütte der Naturfreunde Vorarlberg
Silvrettahütte SAC (CH)

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