Samstag, 18. Februar 2017

[ #moore ] Lauteracher Ried

Von Johannes Gregotsch - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 at,


ÖPUL-Studie: Niedermoorlandschaften - Naturverträglichen Landnutzung am Beispiel Lauteracher Ried.

Im Rahmen der ökologischen Bewertung von ÖPUL-Maßnahmen (ÖPUL = Österreichisches Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft) stellt sich unter anderem die Frage nach der Wirkung der Maßnahmen auf die biologische Vielfalt (genetische Vielfalt, Arten- und Habitatvielfalt) und die traditionelle Kulturlandschaft. Diese beiden Schutzgüter, die auch Inhalte der Gemeinsamen Bewertungsfragen der Europäischen Kommission sind (EK 2000), werden im Rahmen der vorliegenden Studie am Beispiel der Niedermoorlandschaft "Lauteracher Ried" untersucht.

Die Einteilung der Moore in Niedermoor und Hochmoor weist auf die Art des zur Verfügung stehenden Wassers hin. Bei Hochmooren, erfolgt die Wasserversorgung ausschließlich über Regenwasser. Sie sind an niederschlagsreiche Gebiete gebunden. Charakteristisch für Hochmoore ist ihre Nährstoffarmut.


Niedermoore. Niedermoore (Verlandungsmoore, Flachmoore, Wiesenmoore, Riede) werden oft als Flachmoore bezeichnet, in Vorarlberg, wie im Alemannischen überhaupt, auch als Riede. Sie werden vom Grundwasser gespeist. Niedermoore sind nährstoffreich. Deshalb können sich die Torfmoose gegen die Konkurrenz anderer feuchtigkeitsliebender Pflanzenarten nicht durchsetzen und den Übergang zum Hochmoor vollziehen. Hohe Artenvielfalt und Individuendichte zeichnen diesen Lebensraum aus. Seit dem 18. Jh. führt die Entwässerung von Böden, die Torfstecherei, Massnahmen zur Bodenverbesserung, die Umwandlung in land- und forstwirtschaftlich nutzbares Land, Allmendteilungen (Im Jahr 1806 wurden die Lustenauer "Gemeindsgründe” unter 420 Bürgern verlost), Meliorationen, Entsumpfungen, grossräumige Trockenlegungen, Gewässerregulierungen  sowie der Bau von Stauseen, Siedlungen und Strassen zu einer fortgesetzten Reduzierung der Moorflächen.

Streuwiesen. Heute gibt es in Vorarlberg praktisch keine vom Menschen völlig unbeeinflussten Moore mehr. Wobei sich eine Bewirtschaftung nicht nachteilig auswirken muss: Vielfach schuf gerade die extensive Nutzung vielfältige Lebensräume, zunächst meist in Form von Almenweiden, ab Mitte des 19. Jahrhunderts dann zunehmend durch die Streumahd in Form von Streuwiesen. Auf diesen fanden auch neue Pflanzen und Tiere einen Lebensraum. Derzeit werden weit über 2.000 Hektar Feuchtwiesen, die aus ursprünglich baumfreien Mooren oder aus gerodeten Au- und Bruchwäldern hervorgegangen sind, als Streuwiesen genutzt. Diese werden nur einmal im Jahr gemäht und nicht gedüngt. Streuwiesen sind auch die Brutlebensräume für wiesenbrütende Watvögel wie Kiebitz, Bekassine, Uferschnepfe und Großer Brachvogel und dienen einer Reihe von Singvögeln für den Nahrungserwerb.

Lauteracher Ried. Das Lauteracher Ried entspricht in seiner heutigen Ausprägung einer alten Kulturlandschaft, die durch spezifische Nutzungsformen in Gegenwart und Vergangenheit geprägt wurde. Das Niedermoorgebiet "Lauteracher Ried" liegt in der Region der Rheintalmoore. Die weiträumige Moorlandschaft des nördlichen Alpenrheintals, das bis heute durch großflächig extensiv genutzte Streuwiesen als Lebensraum für zahlreiche gefährdete Arten ausgezeichnet ist, hat besondere Bedeutung als Lebensraum für Wiesenbrüter. Deshalb wurde bereits im Jahre 1995 auch das "Lauteracher Ried"  als Natura 2000-Gebiet gemäß der Vogelschutzrichtlinie nominiert. Durch die jahrzehntelange Diskussion um den Bau der Bodensee Schnellstraße S 18 bzw. die damit verbundene Klage wurde es schließlich notwendig, das Natura 2000-Gebiet zu erweitern. Am 15. März 2007 hat die Vorarlberger Landesregierung das 317,6 ha große Natura 2000-Gebiet "Unteres Rheintal" gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie verordnet.

Das Gebiet wurde bereits im Rahmen des Projektes BINKL der Österreichischen Kulturlandschaftsforschung (POLLHEIMER et al. 2002) im Jahr 1998 landschaftsökologisch auf Vegetations-, Habitat- und Landschaftsebene sowie Vögel kartiert. Erneute Kartierungen im Jahr 2005
ermöglichten es der in Rede stehenden Studie, tatsächliche Entwicklungen in einen Zusammenhang zu stellen.

Niedermoorarten und ihre typischen Gesellschaften sind von sehr feuchten, oft nährstoffreichen, eher sauren Standortsbedingungen und ehemals daran angepasster, extensiver Nutzung abhängig. Nur noch wenige dieser klassisch als Streuwiese genutzten Pfeifengraswiesen sind im Lauteracher Ried erkennbar.

Intensive Nutzung hat z. T. auch auf Niedermoorstandorten vorwiegend artenarme Wiesen hervorgebracht. Nicht intensivierte Flächen hingegen sind weitgehend durch zunehmenden Bewuchs mit krautigen Hochstauden (Mädesüß, Gilbweiderich, …) gekennzeichnet. Es ist eine starke Segregation der Entwicklung von ehemaligen Niedermoorstandorten in Hochstauden- oder Intensivflächen zu beobachten.

Die Dominanz von Hochstauden entwickelt sich einerseits durch zu geringe Bewirtschaftung, andererseits durch veränderten, geregelteren Wasserhaushalt. Spezielle Streuwiesengesellschaften wie die Waldsimsenwiese sind angepasst an und benötigen eine moderat intensive Nutzung und haben somit keinen Lebensraum mehr zwischen den beiden Entwicklungslinien der starken Intensivierung und Extensivierung
der Bewirtschaftung. Mit der Zunahme von Hochstaudenbeständen können die Flächen ihre Funktion für die Wiesenbrüter immer weniger erfüllen und der Lebensraum für die Wiesenvögel geht verloren.

Lebensraum Flora und Fauna. Wichtige Lebensraumtypen im Lauteracher Ried und Arten der nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie: Pfeifengraswiesen, feuchte Hochstaudenfluren, magere Flachlandmähwiesen, Übergangs- und Schwingrasenmoore, Torfmoor-Schlenken, kalkreiche Niedermoore, Torf-Glanzkraut, Gelbbauchunke, Kammmolch, Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Vogel-Arten. Wichtige Arten nach der Vogelschutzrichtlinie: Brutgebiet für gefährdete Arten wie Wachtelkönig, Großer Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Braunkehlchen und andere, sowie für zahlreiche weitere Arten Rast- und Nahrungsgebiet.

[ #natur #freunde #umwelt ]

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