Moore haben mehr zu bieten als Schlamm und Torf. Neben einer unglaublichen Artenvielfalt und der Schönheit der Landschaft ist das Moor Heimat für zahlreiche bedrohte Arten und Pflanzen. Der Lebensraum Moor ist etwas sehr Spezielles und bietet einer großen Vielfalt an Moorbewohnern einen Platz zum Leben, angefangen bei Moosen über fleischfressende Pflanzen bis zu Schmetterlingen und Fröschen.
Durch seine Eigenschaft Kohlendioxid und Wasser auf unbestimmte Zeit zu binden, leistet es einen wichtigen Beitrag für Klima- und Hochwasserschutz. Außerdem wird die gesundheitsfördernde Wirkung der Moore bereits seit dem frühen Mittelalter genutzt. Im Jahre 2009 hatte die Gemeinde Krumbach im Bregenzerwald das größte zusammenhängende Moor der "öffentlichkeit zugänglich gemacht".
Bildung, Erholung, Tourismus. Mit einem architektonisch sehr gelungenen "Moorraum" und einigen "Moorsitzen", die zum Verweilen während der Wanderung einladen, wurde das Gebiet nun für Naturliebhaber, Wanderer und Touristen erschlossen. Der Moorraum, ein neun mal 3,5 Meter großer Holzkubus, steht am Rande des Moors Salgenreute, der größten zusammenhängenden Moorfläche in Krumbach. Neben einem wunderschönen Ausblick auf das Moor, bietet er auch Informationen zur Ökologie der Torfmoose.
Forschungprojekt Moor Salgenreute. Das Moor Salgenreute ist auch Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung. Finanziert durch die inatura in Dornbirn hatte die Universität Innsbruck ein Moorprofil entnommen. Bei einer Probebohrung machte man bereits eine sensationelle Entdeckung. Anders als zuvor angenommen, stieß der Moorbohrer auch nach vier Metern Tiefe noch nicht auf festen Untergrund.
Ein Moor wächst pro Jahr etwa einen Millimeter. Das bedeutet, dass in Salgenreute Informationen zur Natur- und Kulturgeschichte der Region gespeichert sein könnten, die mehr als 4000 Jahre zurückreichen. Und tatsächlich: Die pollenanalytische Untersuchungen an zwei Bohrkernen aus dem Moor Salgenreute bei Krummbach im Vorderen Bregenzer Wald lieferte neue Erkenntnisse über die Vegetations- und Klimageschichte des Alpenraumes im frühen Holozän von ca. 11.500 bis ca. 5.000 Jahre vor heute! Die Basisproben aus dem Ton sind noch dem Spätglazial zuzuordnen. In dieser nur 20 cm mächtigen Schicht ist die spätglaziale Vegetationsentwicklung bis zum Beginn des Holozäns nur generell erfasst.
Mit einer Torfablagerung, die in 295 cm Tiefe um 9.890±40 vor heute (11.300 Jahre kalibiriert, korrigiert von heute zurück) einsetzt, wird die klimatisch noch instabile Phase im Präboreal detailliert aufgeschlüsselt. Dabei wird zum ersten Mal die präboreale Oszillation (ca. 11.100 vor heute) und eine weitere Klimaungunst zwischen 10.800 und 10.500 vor heute erfasst. Anschließend folgt die Massenausbreitung der Hasel und Eichenmischwaldarten entsprechend der mitteleuropäischen Grundsukzession. Kurz nach der Einwanderung und Ausbreitung der Tanne unterbricht eine Lücke das Profil für 3000-4000 Jahre. In den Schichten darüber bildet sich die anthropogene Beeinflussung der Vegetation der letzten Jahrhunderte ab.
Moorführungen. Wissenswertes zu Moorpflanzen, Geologie und Geschichte der Moore erfahren Interessierte nun in allen Krumbacher Mooren. Insgesamt gibt es zwölf Info-Stationen und 14 Moorsitze. Über das Gemeindeamt Krumbach können während des ganzen Jahres Moorführungen gebucht werden. Für das Projekt "moore krumbach" haben 13 Frauen und Männer eine umfassende Ausbildung zum Moorführer absolviert.
Touristische Packages mit Moorbezug. Das Kapital der Gemeinde Krummbach ist die umgebende und teilweise bis ins Zentrum reichende Natur- und Kulturlandschaft. Dieses Kapital galt es in Wert zu setzen, um einerseits die Kulturlandschaft zugänglich zu machen in einer Form, die den Weiterbestand der Moorfragmente in seiner Vielfalt sichert, und andererseits durch ein übergeordnetes Thema allen Aktivitäten zur Unterstützung der Wirtschaft einen Zusammenhang zu geben. Durch die Konzentration auf ein Thema, das aus der Gruppe selbst gewachsen ist, wird die Identität mit dem Heimischen gestärkt und der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft unterstützt.
Kulinarische und touristische Besonderheiten mit Moorbezug bieten die Krumbacher Gastronomen. Die Krumbacher Stuba, das Restaurant ´s Schulhus, das Hotel Rossbad und der Gasthof Adler haben sich zu den "Moorwirten" zusammengeschlossen. Neben einem saisonalen Moordrink und mindestens einem Gericht mit Moorbezug bieten die Wirte zwischen Juni und September einen Moortag pro Monat an. Unter dem Titel "Moorleben Krumbach" laden sie abwechselnd zu Führungen im Moor und kulinarischen Genüssen ein. Jeweils im Frühjahr und im Herbst widmen sich die vier Wirte eine Woche ganz dem Thema Moore.
[ #natur #freunde #umwelt ]⇒
- Moorwege im Vorderwald
- Moorbiotope Krumbach
- [Google Search] ⇒ Krumbacher Moor: Archivierte Klimageschichte über 11000 Jahre
- TIPP: Das ⇒ #Vorarlberger Bloghaus verlinkt interessante Weblogs.
- Beachte dort auch weitere Informationen zum Thema unter "Nachschlagen A-Z".
- 26.4.23 [Letzte Aktualisierung, online seit 20.9.10]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen