Montag, 10. Juli 2017

[ #wald ] Die Weißtanne

Durch den Wald, die vielen Holzhäuser und das holzverarbeitende Handwerk prägt die Weißtanne die Kulturlandschaft in Vorarlberg und Umgebung wie kaum anderswo auf der Welt.

Die Weiß-Tanne (Abies alba) oder Weißtanne ist eine europäische Nadelbaumart aus der Gattung Tannen (Abies) in der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Der Name leitet sich von der im Vergleich zur Gemeinen Fichte (Picea abies) auffallend hellgrauen Borke ab. Weitere deutsche Trivialnamen wie Edeltanne und Silbertanne.

Ökologie hat Vorrang. Die Art kann ein Höchstalter von 500 bis 600 Jahren erreichen. Sie gilt als die schadstoffempfindlichste einheimische Baumart und wird von einer Vielzahl von Schädlingen befallen. Sie erreicht eine Höhe bis zu 65 m, einen Durchmesser bis zu 2 m und ein Wurzelsystem mit bis zu 270 Metern Gesamtlänge. Die Weißtanne fordert eine naturnahe Forstwirtschaft. Der Nachwuchs entsteht im Schatten und im Schutz der Muttertanne. Kahlschläge bedrohen den Bestand, eine selektive Waldwirtschaft ist erforderlich, um den Kulturwald der Weißtanne zu erhalten. Durch die nachhaltige Nutzung werden die Überalterung und die damit verbundene Destabilisierung unserer Waldbestände verhindert. Die Verjüngung und Erneuerung wird gewährleistet und die wichtige Funktion der Weißtanne als unentbehrlicher ökologischer Stabilisator wird erhalten.

In der Oberkrone der "ausgewachsenen" Weißtanne entwickelt sich eine Art Storchennest, denn die Vorherrschaft des Wipfeltriebes geht verloren und die Seitenäste bilden eine abgeflachte Kronenspitze. Die walzenförmigen Zapfen stehen aufrecht wie Weihnachtsbaumkerzen an den Ästen und werden 15 cm lang und gehen mit zunehmender Reifung von Grün in ein rötliches Braun über. Der geflügelte Same aus den Zapfen der Weißtanne löst sich im Spätjahr hoch oben in der Krone samt den Schuppen von den aufrecht stehenden Zapfen, um vom Wind davon getragen zu werden. Zurück bleibt die leere Spindel. Die Nadeln beim Tannengrün der Weißtanne sind gescheitelt und auf der unteren Seite eher silbern erscheinend, denn die Tannennadel besitzt dort zwei auffallend weiße Wachsstreifen. Den Namen Weißtanne trägt sie aber nicht deswegen sondern wegen ihres weißlich-grauen Stammes (im Gegensatz zum Rotbraun der Fichtenrinde).

Die "Königin der Nadelhölzer" ist nicht nur edel, sondern auch eine Riesin, sie gehört zu den mächtigsten Baumgewächse schlechthin, überragt nur von nordamerikanischen Superlativen. Das tief greifende Wurzelsystem der Tanne aus Pfahl- und Senkwurzeln garantiert sturmstabile Wälder. Es schützt zugleich den Boden als unser wichtigstes Kapital vor Erosionen und Rutschungen. Die milde Nadelstreu sorgt für intakte Stoffkreisläufe. Der tiefe Bodenaufschluss und die hohe Schattenverträglichkeit sind besonders hervorzuheben wie ihre Verjüngsungsfreundlichkeit.

Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems Wald („tragende Säule der Bergmischwälder“) und unabdingbarer Bestandteil unserer heutigen Kulturlandschaft als Charakterbaumart der Mittelgebirge (kleinbäuerlicher Plenterwald). Als Plenterwald bezeichnet man in der Waldwirtschaft einen Wald, bei dem verschiedene Altersstufen und Schichten auf kleinster Fläche vorkommen. Große und kleine, dicke und dünne Bäume sorgen für vielfältige Strukturen. Das Holz wird nur kleinflächig und einzelstammweise genutzt.

Vorarlberg. Durch den Wald, die vielen Holzhäuser und das holzverarbeitende Handwerk prägt die Weißtanne die Kulturlandschaft in Vorarlberg und Umgebung wie kaum anderswo auf der Welt. Der Anteil in Vorarlberg liegt bei rund 25 Prozent. Die Tanne hat in unseren Wäldern eine wichtige ökologische und stabilisierende Wirkung.

Nach alten "Bauernerfahrungen" ist die Tanne auch dauerhaft und wetterbeständig. Zudem ist Weißtannenholz absolut harzfrei. Deshalb ziert sie oft speziell die Fassaden der Wetterseite alter Bauernhäuser. Zunehmend verwenden Architekten diese Holzart als zentrales Gestaltungselement.

Öffentliche Auftraggeber nehmen erfreulicherweise bei ihren Bauten gezielt diese Holzart in die Ausschreibung auf. Viele Konsumenten möchten Weißtanneholz bei ihren Bauvorhaben nützen. In den letzten Jahren ist es zum Standard bzw. zur "Kultur" geworden, dass die heimische Weißtanne wieder ganz normal und selbstverständlich angewendet wird. Eine Reihe von Bauten konnte so realisiert werden. Ihre Verwendung hilft Arbeitskräfte in den Regionen zu erhalten und zu schaffen. Investitionen und Produktinnovationen werden angeregt. Es wird damit gezielt eine regionalen Ressource verwendet. Eine zusätzliche regionale Wertschöpfung in der Wald- und Holzwirtschaft wird dadurch erzielt.

[ #natur #freunde #umwelt ]

Keine Kommentare: